100 Jahre Kirchenchor
Festgottesdienst am 5. Mai 2019
Unter der Leitung von Dorothea Meincke führte der Kirchenchor im Gottesdienst am 5. Mai 2019 in der Mauritiuskirche das Gloria von Antonio Vivaldi auf. Mitwirkende waren Gastsängerinnen und Gastsänger, Solistinnen und Solisten, Instrumentalistinnen und Instrumentalisten.
Ein Jubiläumskonzert zur Ehre Gottes und zur Freude der Anwesenden.
Ein Rückblick auf 100 Jahre Kirchenchorgeschichte
Der Kirchenchor im Juli 1968 beim Singen eines Ständchen zum 90. Geburtstag von Gottlob Grünenwald. Chorleiter war damals (1965 bis Mai 1973) Volker Hausen.
Heute noch aktiv und mit Freude dabei: Christa Hartmann (vorne im Bild, 2. von rechts)
Genaueres weiß man nicht, da es keine offizielle Chronik gibt, aber im Jahre 1919 wurde der Kirchheimer Kirchenchor gegründet. Vielleicht könnten einige wichtige Ereignisse der Zeit mit den Anlass dafür gegeben haben. 1907 wurde die Mauritiuskirche renoviert und mit einer neuen Orgel ausgestattet, die weit größer und moderner als die alte war.
1912 war in Württemberg ein neues Gesangbuch mit Noten eingeführt worden, das die Gemeinde vor neue Herausforderungen stellte. 1914 hatte der Lehrer Gottlob Grünenwald seinen Dienst in Kirchheim angetreten und gleich den Organistenposten übernommen. Zur Lehrerausbildung am Seminar gehörte früher zwangsläufig auch die Kirchenmusik. Außerdem war nach dem Ende des 1.Weltkriegs 1918 mit all den schlimmen Erlebnissen und Erfahrungen eine verstärkte Hinwendung zu Religion, Kirche und geistlicher Musik verständlich und im Trend der Zeit.
Gottlob Grünenwald(1878-1972) war es, der 1919 den Kirchenchor gründete und 30 Jahre bis lange nach seiner Pensionierung 1943 leitete und prägte. Üblich war damals der vierstimmige Choralgesang, meist in Sätzen von Johann Sebastian Bach und der Romantik. Größere Werke standen sicher nicht auf der Tagesordnung, es wurde aber regelmäßig in den Gottesdiensten gesungen. Übrigens hat Grünenwald 1941 auch einen „Leichenchor“ (nur Frauen) gegründet, der bei den Leichenzügen zum Friedhof und bei den Bestattungen am Grab sang. Wegen des makabren Namens wurde er später in „Beerdigungschor“ umbenannt und existierte bis zu der Zeit, als die Trauergottesdienste dann in der neu erbauten Friedhofshalle stattfanden.
Als Interimslösung leitete der Kirchheimer Arzt Dr. Walter Müller ein paar Jahre den Chor, bis dann 1953 Paul Rosenberger, der auch eine kirchenmusikalische Ausbildung genossen hatte, den Dirigentenstab übernahm. Mit beruflich bedingten Unterbrechungen versah er dieses Amt insgesamt etwa 24 Jahre. Er war zweifellos die prägende Gestalt dieser Zeit. Mit jugendlichem Schwung, Humor und Begeisterungs-fähigkeit hat er den Chor zu neuer Blüte und Größe geführt. Zeitgenössische Musik wurde angepackt, größere Werke wurden einstudiert, befreundete Musiker eingeladen und Kirchenkonzerte veranstaltet. Auch junge Leute ließen sich für die geistliche Musik gewinnen, und alle Mitglieder empfanden den Kirchenchor als ihre musikalische Heimat und Familie.
Eine weitere wichtige Persönlichkeit von 1965 bis 1973 war als Chorleiter auch Lehrer Volker Hausen, der mit seinen musikbegabten Güglinger Freunden das kulturelle Leben in der Gemeinde bereicherte und unter dessen kompetenter Leitung das 50-jährige Jubiläum des Chores 1969 gefeiert wurde.
Die Kirchenmusikerin Gertrude Götz aus Besigheim übernahm nach Paul Rosenbergers Ausscheiden 1987 den Chor für fast neun Jahre. Als sie aufhörte, fand sich kein ständiger Chorleiter. Das Problem wurde so gelöst, dass der jeweilige hauptamtliche Kantor von Lauffen zusätzlich den Kirchheimer Chor übernahm, mit der Konsequenz, dass der Kirchheimer Organist den Dienst in Lauffen übernehmen musste, wenn im Gottesdienst in Kirchheim gesungen wurde.
Diese Notlösung mit häufigen Wechseln wurde von 1997 bis 2010 praktiziert, als dann Fred Schuster für sieben Jahre den Chor übernahm.
Seit September 2017 führt die ehemalige Schulmusikerin Dorothea Meincke den Dirigentenstab.
Im Leben der Kirchengemeinde ist der Kirchenchor, der auch beim Altennachmittag und der Bauwagenkneipe aktiv ist, nicht wegzudenken. Sein Jubiläum wird am 5. Mai 2019 mit einem Festgottesdienst gefeiert und am 20. Oktober mit einem Abendkonzert.
Gerhard Zimmer
4. Oktober 2019/ROS